Trinity Twins

Michael Saup

Phonolux – Trinity Twins – Michael Saub

31. Mai, 18:00 Uhr

Finissage mit Trinity Talks

Anlässlich der Finissage zu „Trinity Twins”, die Medienkunstinstallation im Foyer, veranstaltet die Kinemathek in Zusammenarbeit mit dem Künstler Michael Saup einen ganz besonderen Abend.
Ab 18.30 Uhr werden in den „Trinity Talks” Gespräche über nukleare Energie im Kontext von Nuklearforensik denen im Kontext von politischen Entscheidungsprozesse gegenübergestellt.
Gäste des Abends sind Sylvia Kotting-Uhl, bis 2021 Mitglied des Bundestages und als solches zuständig für nukleare Sicherheit und die Endlagerfrage sowie Klaus Mayer, Nuklearforensiker der Europäischen Kommission am KIT.
Nach den Gesprächen zeigen wir den Film „Thorium – Kernkraft ohne Risiko?” von Myriam Tonelotto.
Der Abend endet mit einem Get-together im Foyer der Kinemathek.

Zeitlicher Ablauf
18.00 Uhr Sektempfang
18.30 Uhr Vortrag und Diskussion
20.30 Uhr Film „Thorium – Kernkraft ohne Risiko?”
22.00 Uhr Finissage „Trinity Twins“

Gäste

Klaus Mayer, Vortrag und Gespräch
Was ist nukleare Forensik? Ein Vortrag von Klaus Mayer über seine Arbeit für die IAEA und die Forschung am Heisenbergwürfel. Wie schätzt Herr Mayer anhand des heutigen Wissensstands die zukünftige Entwicklung ein?
https://visitors-centre.jrc.ec.europa.eu/en/media/videos/klaus-mayer-nuclear-forensics

Sylvia Kotting-Uhl, Gespräch und Diskussion
Wie entstanden und entstehen politische Entscheidungsprozesse im Bereich der nuklearen Wirtschaft, Sicherheit und Endlagerfrage. Wer ist dafür verantwortlich?
Was würde man idealerweise jetzt tun: Sind z. B. nötige Investition in Aufklärung der Bevölkerung und in die Sicherheit und Katastrophenschutz im Gespräch?
Bringt die nukleare Renaissance, der nukleare Frühling, auch eine Renaissance der nuklearen Aufklärung mit sich?
https://www.bundestag.de/webarchiv/abgeordnete/biografien19/K/kotting_uhl_sylvia-521256

Zum Film

Thorium – Kernkraft ohne Risiko?

Myriam Tonelotto 2016

Wenn man die Atomkraft nicht erfunden hätte, um Hiroshima zu bombardieren oder Militärflotten anzutreiben, wie würden unsere Reaktoren heute aussehen? Wenn von Anfang an die zivile Nutzung der Atomenergie an erster Stelle gestanden hätte – als Lieferant von Energie und Wärme, mit dem Ziel Wind- und Sonnenenergie zu unterstützen, anstatt sie zu ersetzen? Wenn man die Reaktoren so konzipiert hätte, dass sie aus sich heraus sicher wären, anstatt auf ein Arsenal von zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen angewiesen zu sein? Dann wären unsere Reaktoren heute höchstwahrscheinlich Thorium-Flüssigsalzreaktoren. Tschernobyl und Fukushima wären unbekannte Punkte auf der Landkarte. Die moderne Welt hätte die Finger von Kohle und Kohlenwasserstoff gelassen und der Klimawandel wäre reine Science-Fiction.
Nur liegen zwischen all diesen Möglichkeiten und der Realität viele Konflikte: der Zweite Weltkrieg, der Kalte Krieg, der Krieg um das Erdöl. Diese haben dazu beigetragen, dass unsere Atomkraft heute so ist, wie sie ist. Doch jetzt, fast ein Dreivierteljahrhundert nach ihrer Erfindung, treten die Flüssigsalzreaktoren wieder auf den Plan. Gescheitert mit ersten Prototypen in den 40er Jahren, endgültig aufgegeben im Jahr 1973, werden sie jetzt wieder von Wissenschaftlern weiterentwickelt. Aber werden sie sich durchsetzen und die Energieversorgung unseres Planeten revolutionieren? Die Dokumentation begibt sich auf die Suche nach Alternativen zur klassischen Kernenergie. (Text: arte)

Trinity Twins

Im Jahre 1999 begann ich, die kulturelle Qualität der Radioaktivität zu erforschen. Diese Reise führte mich unter anderem nach Karlsruhe, Tschernobyl, Genf, Fukushima, Wien, Paranal und schließlich Hechingen, meinem Geburtsort und Hauptsitz des Uranprojekts Ende des Zweiten Weltkriegs. Meine neue filmische Installation „Trinity Twins“ dokumentiert filmische Szenen dieser flüchtigen Bekanntschaft mit der nuklearen Urkraft.

Die allgegenwärtige kosmische Strahlung, gemessen mit einem Geiger-Müller Zählrohr, ordnet filmische Elemente in Echtzeit neu an und transformiert diese in „kinematische Isotope“.

So zeigen Szenen meiner Arbeit „Vor Sonnen-Aufgang“ mit der slowenischen Gruppe Laibach die letzten Tage der nuklear unberührten Erdatmosphäre. Im Jahre 1945 löst das  deutsche Kernreaktor-Experiment B8 in einer Höhle in Haigerloch eine Kette unberechenbarer Ereignisse aus: 664 Uranwürfel an Ketten warten über einem mit schwerem Wasser gefüllten Reaktorbecken auf Kritikalität. Direkt über diesem Reaktor befindet sich auf einem Felsen eine Kirche. Der Name dieser Kirche ist Trinity – Dreifaltigkeit, genau wie der Name der allerersten Atombombe, die kurz darauf am 16. Juli 1945 in der Wüste Jornada del Muerto, der Wegstrecke des Toten, in New Mexico detoniert. Diese erste atmosphärische nukleare Explosion ist der Tag Null der infossilen Epoche, der Beginn der Transformation der Atmosphäre in die Atomsphäre, der Kontext, in dem die Menschheit durch die Anwendung und angestrebte Beherrschung atomarer Prozesse beginnt, eine neue planetarische Umgebung durch die Transmutation von Elementen, Maschinen, Gedanken und Geld zu schaffen. In der Höhle in Haigerloch hinterlässt sie ihre erste Höhlenmalerei, gemalt mit Radioisotopen auf der Leinwand der Zeit. 

Es ist der Beginn der Epoche, die seit Kurzem als zukunftsfähig und nachhaltig taxiert wird. Ein törichtes Konzept, man denke nur an die aktuelle Lage in Tschernobyl, wo Atomkraftwerke in Geiselhaft genommen werden, ohne dass eine Verantwortlichkeit für die Strahlensicherheit auch nur benannt werden kann.

Es ist an der Zeit, das Privileg des Verzichts als solches zu begreifen.

Willkommen in der Atomsphäre!

Michael Saup, 22. Februar 2022

© Paul Needham
© Paul Needham

In 1999, I began to explore the cultural quality of radioactivity. This journey took me to Karlsruhe, Chernobyl, Geneva, Fukushima, Vienna, Paranal and finally Hechingen, my birthplace and headquarters of the German uranium project at the end of World War II. My new filmic installation “Trinity Twins” documents cinematic scenes of this fleeting acquaintance with the primordial nuclear force. The omnipresent cosmic radiation, measured with a Geiger-Müller counting tube, rearranges cinematic elements in real time and transforms them into “kinematic isotopes”.

Thus, scenes of my work “Before Sunrise” with the Slovenian group Laibach show the last days of the earth’s pristine atmosphere. In 1945, the German nuclear reactor experiment B8 in a cave in Haigerloch triggers a chain of unpredictable events: 664 uranium cubes on chains wait for criticality above a reactor pool filled with heavy water. Directly above this reactor, on a rock, is a church. The name of this church is Trinity, just like the name of the very first atomic bomb, which detonates shortly thereafter on July 16, 1945, in the desert Jornada del Muerto, the Dead Man’s Path, in New Mexico. This first atmospheric nuclear explosion is the day zero of the infossil epoch, the beginning of the transformation of the atmosphere into the atomsphere, the context in which humanity, through the application and aspired mastery of atomic processes, begins to create a new planetary environment through the transmutation of elements, machines, thoughts and finance. In the cave in Haigerloch humanity leaves her first cave painting, painted with radioisotopes on the canvas of time.

It is the beginning of the epoch, which has recently been assessed as sustainable. A foolish concept, just think of the current situation in Chernobyl, where nuclear power plants are being held hostage without any accountability for radiation safety even being named.

It is time to embrace the privilege of abandonment as such.

Welcome to the atomsphere!

Michael Saup, 22. Februar 2022

Eröffnung: 19. März 2022, 19 Uhr

Trinity Twins
Jornada del Muerto – Dead Man’s Journey
Michael Saup, 2022

Credits:
Mina Špiler, Laibach, Gesang
Matevž Kolenc, Laibach, Komposition
Holger Förterer, Programmierung
Andreas Erhart, Produzent

© Paul Needham
Phonolux – Trinity Twins – Michael Saub

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